INTERVIEW MIT JUSSI UND ANTTI
07.07.2007 Simerock, Rovaniemi


Am Anfang unseres Interviews machten wir uns erst einmal mit Jussi und Antti bekannt. Wir erklärten ihnen, woher wir kommen und ich drückte nebenbei mein Bedauern darüber aus, dass ich den einzigen Gig, den Uniklubi jemals in Österreich gespielt haben, verpasst habe. Verblüffte Gesichter und verunsicherte Blicke, die daraufhin ausgetauscht wurden, erinnerten mich schließlich daran, zur Tagesordnung überzugehen und ich versuchte mich auf meinen Spickzettel zu konzentrieren, was gar nicht so einfach war. Denn die überlaute „Backgroundmusik“ im Backstagebereich um uns herum, die von diversen Soundchecks zu uns ins Zelt herüber drang, machte es sogar schwierig, das eigene Wort zu verstehen. Und darüber hinaus wurde die Zeltplane in regelmäßigen Abständen von heftigen Windstößen gepackt und durch die Luft gewirbelt, was für zusätzlichen Lärm sorgte. Also hieß es Diktiergerät und MP3-Player geschickt zwischen unseren zwei Interviewpartnern zu platzieren und auf das Beste zu hoffen...

Finnrock Corner: Mit welchem Song vom neuen Album kannst du dich am besten identifizieren?

Jussi: Der Song heißt „Luotisade“ (zu dt.: Kugelregen). Er unterscheidet sich vom übrigen Material auf dem Album. Und gerade vom Text her spricht mich dieser Song besonders an.

Finnrock Corner: Besteht die Chance, euch in absehbarer Zeit einmal außerhalb von Finnland live sehen zu können? Zum Beispiel in Deutschland, Österreich oder der Schweiz?

Antti: Das wissen wir zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht. Da gibt es so vieles, was wir berücksichtigen müssen. Zum Beispiel kommt bald eine neue Single von uns heraus und dann ist da noch die anstehende Tour durch Finnland. Wenn alles gut geht, dann vielleicht. Antti ist an der Stelle gnadenlos ehrlich und muss einräumen: Aber wirklich nur ein ganz großes „vielleicht“...
Jussi: Sicherlich würden wir gerne kommen. Nach Deutschland und so... aber leider ist das nicht so einfach... (bekräftigt auch dieser)
Antti: Es ist auch ständig etwas los bei uns. Im Sinne von Veränderungen... und es ist immer recht kompliziert in Hinsicht auf unser Label und den Verpflichtungen rund um unsere Musik nachzukommen...

An dieser Stelle weiche ich vom Interview etwas ab und teile ihnen mit, dass ich sehr überrascht darüber war, als ich im Laufe der Zeit entdeckte, wie viele Fans Uniklubi bereits außerhalb von Finnland schon haben. Und im Hinblick darauf, dass Uniklubi nur auf Finnisch singen, ist das doch recht erstaunlich.

Antti stimmt mir in dem Punkt durchaus zu und gesteht: Wir waren auch ganz schön erstaunt darüber...

Finnrock Corner: Euer nunmehr schon drittes Album wird Ende August in den Plattenläden stehen. Erzählt uns ein bisschen darüber und was sich zwischen den einzelnen Aufnahmen so abgespielt hat...

Jussi: Dieses Album ist uns ziemlich leicht von der Hand gegangen...
Antti: Auf jeden Fall leichter, als die zwei vorangegangenen Alben...
Jussi: Wir haben immer viel Spaß, wenn wir zusammen ins Studio gehen...
Antti: Die Songs zu schreiben und aufzunehmen, bereitet uns viel Freude. Ich denke, dass man das gerade bei diesem Album sehr gut heraushören kann, dass wir eine Menge Spaß im Studio hatten. Es fühlte sich einfach gut an.
Jussi: Aber wenn wir unsere Musik Stück für Stück mit Texten versehen haben und dann alle zusammen ins Studio gehen, sind wir jedes Mal aufs Neue aufgeregt.

Finnrock Corner: Und wovon handeln die Songs auf „Luotisade“?

Jussi: Wie es sich anfühlt, wenn du jemanden verlierst...
Antti: Unsere Songs handeln fast ausschließlich von Liebe. Und allem, was dem so zu Grunde liegt... wie Ärger zum Beispiel.
Jussi: Da sind so drei oder vier Songs auf dem Album... ich weiß auch nicht, wie ich das jetzt richtig ausdrücken soll? Wenn du von einer Situation gelangweilt oder frustriert bist, du aber lernst das Geschehene zu lenken, als anstatt dich davon beherrschen und runtermachen zu lassen. Rückschläge wegzustecken, gehört eben im Leben auch dazu. Und das ist auch so eine Thematik, die wir auf dem Album anschneiden.

Finnrock Corner: Gibt es irgendetwas Besonderes wie etwa eine gesangliche Unterstützung auf dem Album?

Jussi: Nein, wir haben lediglich einen Keyboarder fürs Einspielen des Albums hinzugezogen. Aber ansonsten gab es keinerlei Unterstützung von außerhalb.
Antti: Die musikalischen Arrangements im Hintergrund richtig zu „setzen“, ist noch einmal ein ziemlich anstrengender Teil der Arbeit...

Finnrock Corner: Wird euer Album auch im Ausland veröffentlicht werden?

Jussi: Nein, das ist mehr als unwahrscheinlich. Wir stehen bei Universal Music unter Vertrag. Und wenn wir außerhalb von Finnland etwas versuchen würden, wie in Deutschland zum Beispiel, dann müsste vorab schon jemand da sein, der sich ernsthaft für uns interessiert. Weil gerade Deutschland ist Marktführer in Sachen Musik in Europa und auf dem Terrain ins kalte Wasser zu springen, wäre unklug. Weil da herrschen ganz andere Maßstäbe vor.
Antti: Aber ich hoffe, dass sich eines Tages etwas für uns diesbezüglich noch ergeben wird.

Finnrock Corner: Was unternehmt ihr, um eurer Inspiration in Sachen Musik auf die Sprünge zu helfen?

Antti: Da gibt es nichts Spezielles oder gar ein Geheimrezept, worauf wir zurückgreifen können. Es ist eine Art von Gefühl, die von dir irgendwann Besitz ergreift, wenn du gerade über neuen Songs „brütest“... ich könnte mich zum Beispiel jetzt irgendwo hinsetzen und darauf warten, aber ich bin mir sicher, es würde absolut gar nichts passieren. Du musst schon abwarten, bis du in der richtigen Stimmungslage bist, und dann anfangen zu komponieren oder Songtexte zu verfassen.
Jussi: Bei mir ist es oft der Fall, dass ich anfange an neuem Material zu arbeiten, wenn ich emotional stark aufgewühlt bin. Wenn ich traurig bin zum Beispiel, funktioniert es ziemlich gut... ich muss sagen, dass mich die negativen Gefühle mehr beflügeln... sie sind meine bevorzugte Stimmung, um kreativ zu sein.
Antti: Man muss einfach alles rauslassen in solchen Momenten.

Finnrock Corner: Welche Bands haben eure Musik so beeinflusst?

Jussi: Jeder von uns hat so seine eigenen Lieblingsbands, die er besonders mag. Und so sind da auch mehrere Einflüsse...
Antti: Im Grossen und Ganzen sind es aber Bands wie Guns’N’Roses und andere Rock’n’Roll-Vertreter.

Finnrock Corner: Wann seid ihr so erstmalig in Kontakt mit Musik gekommen?

Antti: Ich war ungefähr drei Jahre alt, als ich anfing das mitzuhören, was meine Mutter so für Musik mochte. Das war schon irgendwie cool, weil meine Mutter ausschließlich finnische Punkbands hörte und ich so auch in den Genuss von Rockmusik kam.
Jussi: Ich war so fünf oder sechs Jahre alt, als ich Michael Jackson im Fernsehen sah. Der Song hieß „Black Or White“, das weiß ich noch ganz genau. Ich fragte damals meine Mutter, ob sie mir die CD kauft, was sie auch tat, und ich habe dann zu Hause dazu getanzt... ja, bei mir war es auf jeden Fall Michael Jackson.

Finnrock Corner: Wer waren so die Helden eurer Kindheit?

Antti ergreift das Wort für Jussi: Für ihn war es, schon wie gerade eben erwähnt, Michael Jackson.
Jussi: Ich habe mir insgeheim damals gewünscht, ich könnte sein Keyboarder sein.

Finnrock Corner: Was tut ihr, um Lampenfieber vorzubeugen?

Antti: Wir haben in der Regel gar keins... aber jeder von uns hat da seine eigene Methode der Ablenkung, bevor es auf die Bühne geht.
Jussi: Manchmal sitzen wir vorher aber einfach nur gemütlich zusammen und albern herum. Wir brauchen nur die Nähe zueinander.

Finnrock Corner: Was war bis jetzt so das Lustigste, was euch auf der Bühne passiert ist?

Jussi: Da passieren ständig irgendwelche lustigen Dinge. Ich frage zum Beispiel das Publikum, wie es ihnen geht... und einmal, als ich das tat, nannte ich zum Schluss einen vollkommen verkehrten Ortsnamen, wo wir gar nicht spielten. Mir fiel das aber nicht weiter auf und so sprach ich das Publikum noch öfter mit dem falschen Namen an.

Finnrock Corner: Ihr habt als Bandlogo einen Engel. Und auch in euren Songtexten kommen sie immer und immer wieder darin vor. Glaubt ihr an Engel und an übernatürliche Wesen im Allgemeinen?

Antti: Ich tue es irgendwie schon...
Jussi: Wir alle haben eine Art von Schutzengel, aber dazu muss man nicht unbedingt übertrieben gläubig oder so sein. Engel können viele Erscheinungsformen haben, das hängt alleine vom Auge des Betrachters ab... Engel können alles Mögliche sein.

Finnrock Corner: Welche der sieben Todsünden könnte dir zum Verhängnis werden und dir eine Fahrt geradewegs in die Hölle bescheren?

Antti: Das weiß ich nicht. Aber sicherlich nicht nur eine, vielleicht alle davon...

Finnrock Corner: Jussi, du singst die Backgroundstimme in dem Song „Too Much Love Will Kill You”. Erzähl uns ein bisschen davon.

Jussi: Es bereitet einem besonders großen Spaß, wenn man mit Freunden zusammen etwas auf die Beine stellen kann. Wir sind mit dem Endergebnis alle sehr zufrieden gewesen. Wir hatten eine Menge Spaß im Studio.


Hier endet also unser Interview mit Uniklubi. Und nach einer Knutschattacke von Jussi geradewegs in unsere Kamera, bedanken wir uns für die Zeit, die sich Jussi & Antti genommen haben, um unsere Fragen zu beantworten. Dankeschön, Jussi! Dankeschön, Antti!


© Finnrock Corner Team 2007



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