Etwas zu unserer Arbeitsphilosophie: Wir von Finnrock Corner Creative
Photography wägen vor einem Interviewtermin immer strengstens ab, welche
Art von Fragen wir eine(m)(r) Künstler(in) stellen, um weder dessen (deren)
Privatsphäre anzutasten noch dessen (deren) fortwährende Arbeit in
irgendeiner Art und Weise negativ zu beeinflussen!
Das Interview mit Matthau Mikojan fand wohlgemerkt nach seinem Auftritt in einer
der Räumlichkeiten des Kellerklubs im Backstage-Bereich statt. Ohne weitere
Umschweife lassen wir Matthau zu Wort kommen...
Finnrock Corner: Ihr habt den Großteil eurer Klubgigs bereits hinter euch. Wie hat es euch bisher so gefallen und wie ist es, wieder zurück hier in Deutschland (und der Schweiz) auf Tour zu sein?
Matthau Mikojan: Zum einen fühlt es sich großartig an, wieder hier zu sein, weil allein in den letzten Tagen hatten wir so viel Spaß unterwegs. Und ich muss auch dazu sagen, dass ich es selten zuvor so sehr genossen habe, wieder auf Tour zu sein.
Finnrock Corner: Wer hatte die Idee, diese Tour „Schraubelocker“ zu nennen?
Matthau Mikojan: Das war die Idee von Tom. (Anm. d. Verfassers: Damit ist Manager Tom gemeint.)
Finnrock Corner: Wie ist es dazu gekommen, dass du bei Poko Records unter Vertrag genommen wurdest?
Matthau Mikojan: Ich bin eines Tages mit sämtlichen meiner Demo-Tapes und einem alten Kassettenrekorder einfach bei Poko im Büro aufgekreuzt. Dort habe ich mich dann mit dem Chef der Plattenfirma getroffen, habe ihm mein Material vorgespielt und dann meinte er, dass wir doch vielleicht zusammen Aufnahmen machen könnten. Und so ist es letztendlich auch passiert.
Finnrock Corner: Manche der Songs vom aktuellen Album „Matthau Mikojan“ sind bereits zu Bloodpit-Zeiten entstanden. Ist es für dich schwierig gewesen, die Arbeit an diesem Songmaterial zu vervollständigen bzw. abzuschließen?
Matthau Mikojan: Nein, überhaupt nicht.
Finnrock Corner: Wie bist du an das Thema „erstes Solo-Album“ herangegangen?
Matthau Mikojan: Eigentlich ist alles ziemlich schnell gegangen, weil ich bereits eine größere Anzahl „Songanwärter“ zusammen hatte, die für das Album infrage kamen. Es war aber andererseits auch nicht so, dass wir groß alles genau im Voraus geplant hatten, als wir ins Studio gingen. Und in Kürze erscheint eine neue EP (Anm. d. Verfassers: Gemeint ist damit die EP „Chasing Ghosts“) und wenn alles gut läuft, steht das zweite Album auch schon zu Beginn nächsten Jahres in den Läden.
Finnrock Corner: Beschreibe uns bitte die näheren Umstände und Vorgänge, die du zusammen mit dem Produzenten Lex Luthor im Aufnahmestudio erlebt hast.
Matthau Mikojan: Zunächst mal war die Zusammenarbeit mit Lex sehr professionell. Ich hielt zunächst erst einmal nach etwas Ausschau, das helfen sollte, die guten alten Zeiten zurück ins Studio zu bringen. Das gewisse Flair und Gefühl, was Aufnahmen von früher eben anhaftet. Einer Zeit, wo man selbst Schlechtem noch Gutes abgewinnen konnte. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass unser Experiment voll aufgegangen ist, weil das Endergebnis ganz genau dem entspricht, was wir uns vorgestellt haben.
Finnrock Corner: Wenn du das Album „Matthau Mikojan“ mit wenigen Worten beschreiben müsstest, welche wären das?
Matthau Mikojan: Als sehr unterschiedlich und vielseitig. Es beinhaltet ein bisschen Country auf einer Rock’n’Roll-Basis.
Finnrock Corner: Das Albumcover von „Matthau Mikojan“ lädt geradezu auf eine „Reise ins Ich“ ein. Erzähle uns etwas darüber.
Matthau Mikojan: Als ich im Studio war, um die Gitarren-Parts aufzunehmen, da befand sich in der Küche der Plattenfirma so eine Art Zeichnung, die mir sehr gefallen hat. Und ich dachte so bei mir, dass sich daraus etwas machen ließe, und Lex (Luthor) gab mir dann die Nummer von einem Typ, den ich diesbezüglich anrufen sollte. Das hab ich gemacht und der entwarf dann das Cover.
Finnrock Corner: Lass uns etwas über die EP reden, die in Kürze erscheinen wird. Was bekommen wir darauf zu hören?
Matthau Mikojan: Okay. Der erste Song darauf heißt „Chasing Ghosts“, welcher übrigens auch der Name der EP sein wird. Dieser Song geht ein bisschen in Richtung Disco-Sound und Rock-Disco. Der zweite Song heißt „Shine A Light“ und rockt so richtig. Und der dritte Song ist „What A Day“ und dieser versprüht eine gehörige Portion Reggae-Feeling.
Finnrock Corner: Ich habe vor einigen Wochen irgendwo in einem Interview von dir gelesen, dass du dir gut vorstellen könntest, ein Duett gemeinsam mit einer Frau zu singen. Was hast du so für Vorstellungen, wie deine Duett-Partnerin sein sollte?
Matthau Mikojan: Das ist wirklich lustig, weil mich schon einige Leute darauf angesprochen haben. Also wenn eine Frau mit einer ganz tollen Stimme auf mich zukäme, würde ich sicherlich ja sagen. Und ich würde gerne ein romantisches Duett singen.
Finnrock Corner: (Wir haben Matthau daraufhin einen Vorschlag gemacht, wen er für ein Duett durchaus in Betracht ziehen könnte: die bildhübsche Frontfrau, Elina Iron, der Band iRonica, die ebenfalls bei Poko Records unter Vertrag stehen. Die folgende Antwort von Simo und Matthau hat uns jedoch ziemlich überrascht.)
Matthau Mikojan: Die kenne ich gar nicht.
Simo: Sollten wir die Band kennen?
Finnrock Corner: Hast du jemals gedacht, dass die Trennung von Bloodpit auch das Ende deiner Karriere als Musiker bedeuten könnte?
Matthau Mikojan: Für eine ganz kurze Weile schon. Aber ich habe mich ziemlich schnell wieder gefangen, denn irgendwie musste es doch weitergehen. So oder so. Und mittlerweile sehe ich das folgendermaßen: Da gab es einmal vor nicht allzu langer Zeit eine Band namens Bloodpit mit dem original Line-Up und keiner von uns war mehr mit der Band-Situation auch nur annähernd zufrieden oder gar glücklich. Und jetzt gibt es eben ein neues Bloodpit mit einer etwas anderen Besetzung und die Matthau Mikojan-Band. Und wir sind augenblicklich sehr zufrieden, wie es läuft. Alles cool soweit!
Finnrock Corner: Kannst du dir erklären, wieso das Ende von Bloodpit so brutal ausartete?
Matthau Mikojan: Wie das geschehen konnte? Na ja, wir sind schon eine ganze Weile nicht mehr miteinander klar gekommen. Das Ganze ging so eineinhalb Jahre lang einher, wo die Situation und das Verhältnis innerhalb der Band immer schlechter und schlechter wurde. Das Ende, so wie es letztendlich kam, war eigentlich schon absehbar.
Finnrock Corner: Bist du irgendwie beunruhigt über die Entwicklung, die das Internet die letzten Jahre über eingeschlagen hat? Besonders im Hinblick darauf, dass die Plattenlabels Jahr für Jahr Unmengen an Einbußen machen aufgrund illegaler Downloads und dich das als Musiker letztendlich auch betrifft?
Matthau Mikojan: Nein, das beunruhigt oder ärgert mich eigentlich nicht. Denn das Internet ist der Grund dafür, warum man uns insbesondere hier in Deutschland und überhaupt außerhalb von Finnland kennt. Aber du solltest mal andere Musiker danach fragen, wie die das so sehen.
Finnrock Corner: Als du dein Album „Matthau Mikojan“ aufgenommen hast, warst du sozusagen als Solo-Künstler tätig. Wie kam es dazu, dass ihr jetzt doch zu dritt unterwegs seid?
Matthau Mikojan: Eines möchte ich ein für alle Mal unmissverständlich klarstellen, dies ist auf jeden Fall kein Solo-Projekt mehr! Ursprünglich angefangen hat es zwar so, aber dann kam Simo und etwas später stieß Teemu noch zu uns. Zusammen brachten wir die ganze Sache erst so richtig ins Rollen. Und jetzt sind wir definitiv eine Band.
Finnrock Corner: War es für dich schön, all die Leute jetzt auf Tour wieder zu sehen und zu treffen, die du noch von Bloodpit-Zeiten her kennst?
Matthau Mikojan: Ja, das ist schon wunderbar. Und selbstverständlich ist es ein ganz tolles Gefühl wieder hier zu sein und zu spielen. Wir wissen es zu schätzen, was für ein Glück wir diesbezüglich haben und erkennen es als Privileg an.
Finnrock Corner: Was würdest du sagen, was dich besonders auszeichnet?
Matthau Mikojan: Dass mich so schnell nichts umhaut.
Finnrock Corner: Würde es dir etwas ausmachen, uns zu erzählen, wie du als Teenager so drauf warst?
Matthau Mikojan ganz unverblümt: Oh! Ich vermute
mal, ich war ein ziemliches Arschloch!
Simo unterbricht Matthau daraufhin: Das bist du heute
auch noch!
Matthau Mikojan: Dann bin ich eben eins. Aber um ganz ehrlich
zu sein, erinnere ich mich nicht an so wahnsinnig viel aus der Zeit. Wenn Leute
auch immer wieder gerne erzählen, wie sie mit elf oder zwölf Jahren
so waren, aus was für einem Grund auch immer, ich habe keine allzu tollen
Erinnerungen daran. Und ich war alles in allem ein Arschloch.
Finnrock Corner: Das klingt jetzt aber mächtig nach Selbstkritik! Ist es so?
Matthau Mikojan: Ja, ein klein wenig schon. Ich habe wenige Jahre zuvor immer alles so schrecklich ernst genommen. Aber mittlerweile sehe ich gewisse Dinge nicht mehr ganz so eng und verbissen. Eben durch die Perspektive des Rock’n’Roll...
Finnrock Corner: Etwas, worauf du nicht verzichten kannst, wenn du gerade tourst?
Simo: Zigaretten und Kaffee.
Matthau Mikojan: Zigaretten, Kaffee und was zum Lesen.
Finnrock Corner: Wie gehst du mit Negativ-Presse zu deiner Person um?
Simo: Bist jetzt gab es noch nichts Negatives über uns
zu berichten.
Matthau Mikojan: Ich lese nie Schlagzeilen, die mich betreffen.
Was auch immer die über mich schreiben...
Finnrock Corner: Wie ist das Design-Projekt in Zusammenarbeit mit dem finnischen Mode-Geschäft „All Around Underground“ mit dir zustande gekommen?
Matthau Mikojan: „All Around Underground“ hat eine Filiale in Tampere eröffnet und ich bin eines Tages rein und musste feststellen, dass die verdammt tolle Klamotten dort im Laden hatten. Ich habe dann einfach nachgefragt, ob ihrerseits Interesse besteht, vielleicht etwas zusammen zu machen. Und dann haben wir gemeinsam angefangen zu überlegen, haben Ideen besprochen und so kam es zur Zusammenarbeit an den T-Shirts und den anderen Sachen.
Finnrock Corner: Wer kümmert sich bei euch um die Organisation was Gewinnspiele, Meet & Greets etc. eure Band betreffend angeht?
Matthau Mikojan: Nicht wir persönlich. Wir haben einige
Leute im Hintergrund, die solche Sachen für uns regeln.
Simo: Tom und Corinna informieren uns laufend darüber,
welche Termine bei uns anstehen.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Matthau Mikojan,
Simo und Teemu bedanken, die sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu
beantworten. Weiterer Dank geht an Tom, Corinna und Poko Records aus Tampere,
die das Interview erst ermöglicht haben.